Einblicke in die „Nachkriegskindheit in Oberbayern“
- Freitag , 29.4.2022 bis Freitag , 29.7.2022
- Mo , Di , Mi , Do , Fr | 10:00 –20:00 Uhr
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Haus des Deutschen Ostens
Am Lilienberg 5
81669 München - Kostenlos
Hinweis: In Kooperation mit: Erinnerungsort BADEHAUS“ Waldram
Die Ausstellung gibt anhand historischer Bilddokumente einen berührenden Einblick in diese „Nachkriegskindheit in Oberbayern“, indem sie zwei Zeitschichten aus der Geschichte des Ortes einander gegenüberstellt.
Im Wolfratshauser Forst entstand nach dem Zweiten Weltkrieg das größte und am längsten bestehende Lager für jüdische Displaced Persons (DPs) in ganz Deutschland. Heimatlos gewordene Juden aus Polen, Litauen, Russland, Rumänien und Ungarn warteten hier auf ihre Ausreise nach Palästina/Israel oder hofften, in einem anderen Land ein neues Leben beginnen zu können. Sie bezeichneten sich selbst als „She’erit Hapletah”, was soviel bedeutet wie „Rest der Geretteten”.
Das DP-Lager Föhrenwald war das letzte „Schtetl” in Europa. Nach Kriegsende entwickelte sich hier unter UN-Verwaltung eine autonome Gemeinschaft mit einer vielschichtigen Infrastruktur. Die amerikanisch-jüdische Hilfsorganisation JOINT baute Kindergärten, Schulen, Sport- und Ausbildungsstätten. Es gab ein Kino, ein Theater, ein Krankenhaus und sogar eine eigene Lagerzeitung. Im Lauf von zwölf Jahren lebten, weitgehend abgeschirmt von der Außenwelt, Tausende Menschen in dieser Enklave jüdischen Lebens. Im Februar 1957 mussten die letzten DPs das Lager verlassen. Sie wurden v.a. in München, Frankfurt a. M., Düsseldorf und Köln untergebracht.
1955 kaufte das Katholische Siedlungswerk die Liegenschaft, um Wohnraum für Vertriebene zu schaffen. Die neuen Bewohner waren meist katholische, kinderreiche Familien, die als Folge des Zweiten Weltkriegs 1946 aus ihrer Heimat vertrieben worden waren. Sie kamen aus Böhmen und Mähren, dem Sudetenland, Ostpreußen, Schlesien, Siebenbürgen, Österreich und Ungarn, Jugoslawien und Rumänien. 1957 wurde Föhrenwald in Waldram umbenannt. Zunehmend fanden hier auch nichtkatholische und nicht aus ihrer Heimat vertriebene Menschen ein neues Zuhause.